
Was ist der Unterschied zwischen natürlichen und synthetischen Duftstoffen?
„Parfüm ist die intensivste Form der Erinnerung.“ – Jean Paul Guerlain.
Doch wie entstehen diese erinnerungswürdigen Düfte eigentlich? Und noch viel wichtiger: Welche Duftstoffe stecken wirklich in unseren Lieblingsparfums?
In der modernen Parfümerie treffen jahrhundertealte Handwerkskunst und moderne Wissenschaft aufeinander. Zwischen natürlichen Inhaltsstoffen und synthetischen Molekülen scheiden sich die Geister – dabei hat beides seine Berechtigung. In diesem Beitrag klären wir fundiert, verständlich und ehrlich: Was unterscheidet natürliche und synthetische Duftstoffe wirklich?
Grundlagen der Duftstoffe: natürlicher und synthetischer Duftstoff
Duftstoffe sind chemische Verbindungen mit einem spezifischen Geruch. Sie interagieren mit den Riechzellen in der Nase und erzeugen dort Reize, die unser Gehirn als „Geruch“ interpretiert. Diese Verbindungen stammen entweder aus natürlichen Quellen oder werden künstlich hergestellt. Beide Formen kommen in der Parfümerie seit Jahrhunderten zum Einsatz – heute oft sogar kombiniert. Die seltensten und teuersten Zutaten finden Sie in diesem Beitrag.
Natürlicher Duftstoff
Natürliche Duftstoffe werden aus Pflanzen oder tierischen Rohstoffen gewonnen. Sie gelten vielen als besonders „rein“ oder „ehrlich“. Bekannte Beispiele sind Rosenöl, Patchouli, Neroli oder Sandelholz.
Die Gewinnung erfolgt meist durch:
- Wasserdampfdestillation – klassisch bei Lavendel, Pfefferminze, Rosmarin
- Kaltpressung – typischerweise bei Zitrusschalen wie Bergamotte, Zitrone oder Orange
- Lösungsmittel-Extraktion – notwendig bei empfindlichen Blüten wie Jasmin oder Tuberose
Diese Extrakte sind hochkomplex – sie enthalten teils Hunderte verschiedene Duftmoleküle. Das macht sie lebendig, aber auch schwer kontrollierbar. Der Duft kann sich je nach Klima, Boden oder Erntezeitpunkt leicht verändern. Mehr über die Entwicklung von Parfüms und ihre verschiedenen Methoden finden Sie in unserem Blog hier.
Synthetischer Duftstoff
Ein synthetischer Duftstoff entsteht im Labor. Dort werden entweder naturidentische Moleküle nachgebaut oder komplett neue Duftnoten entwickelt, die es in der Natur gar nicht gibt – wie etwa Ozontöne oder metallische Akkorde. Es gibt vier Hauptarten synthetischer Duftstoffe:
Diese vier Typen sind am verbreitetsten:
- Naturidentisch: Das Molekül entspricht exakt einem in der Natur vorkommenden Stoff (z. B. Vanillin aus Vanille).
- Halbsynthetisch: Der Grundstoff stammt aus der Natur, wird jedoch chemisch modifiziert (z. B. Linalylacetat aus Lavendel).
- Vollsynthetisch: Der Duftstoff hat kein natürliches Vorbild – z. B. Calone, das für aquatische Düfte verwendet wird.
- Isolate: Einzelmoleküle werden aus natürlichen Extrakten isoliert (z. B. Geraniol aus Rosenöl).
Diese Duftstoffe sind kontrollierbar, standardisierbar und eröffnen kreative Möglichkeiten, die mit natürlichen Rohstoffen allein nicht umsetzbar wären. Wenn Sie mehr über Duftfamilien oder Notenarten wissen möchten, können Sie unsere entsprechenden Blogs verfolgen.
Vergleich natürlich vs. synthetisch
Duftwirkung und Charakter
Natürliche Inhaltsstoffe bieten Tiefe und Vielschichtigkeit. Ihr Duft entwickelt sich auf der Haut oft facettenreich – fast wie ein lebendes Wesen. Eine Rose riecht niemals exakt gleich – und das ist Teil ihres Charmes.
Synthetische Moleküle punkten mit Präzision und Klarheit. Sie ermöglichen Akkorde, die konstant gleich riechen – ein Riesenvorteil für Marken mit gleichbleibendem Dufterlebnis. Zudem lassen sich mit ihnen Geruchsnoten erzeugen, die in der Natur nicht existieren – wie ozonige, metallische oder ledrige Töne.
Beispiel: Iso E Super ist ein berühmtes Molekül, das holzig-warm und doch transparent wirkt – ein Effekt, der mit Naturstoffen kaum erreichbar ist.
Allergierisiko und Verträglichkeit
Viele denken: Natürlich = besser verträglich. Doch gerade natürliche Duftstoffe enthalten häufig allergene Komponenten – wie Limonen, Eugenol oder Cinnamal.
Diese können bei sensibler Haut Reizungen auslösen oder Allergien verstärken – insbesondere bei direkter Sonneneinstrahlung (phototoxische Reaktionen).
Synthetische Duftstoffe können gezielter kontrolliert und gereinigt werden. Viele moderne Formeln sind bewusst auf Allergiker:innen abgestimmt. Wer besonders empfindlich reagiert, sollte auf Produkte ohne deklarationspflichtige Allergene setzen oder parfümfreie Kosmetika wählen.
Mehr über typische Allergene in Parfüm kann hier nachgelesen werden.
Nachhaltigkeit und Ethik
Die Gewinnung natürlicher Rohstoffe kann – je nach Anbau – sehr ressourcenintensiv sein. Für 1 kg Rosenöl werden etwa 4 Millionen Blüten benötigt. Auch die Rodung von Hölzern (z. B. Sandelholz) oder die Haltung von Tieren für Duftstoffe wie Moschus ist kritisch zu sehen.
Synthetische Moleküle ermöglichen es, diese Stoffe nachzubilden, ohne seltene Pflanzenarten oder Tiere zu gefährden. Zudem lässt sich der Energie- und Wasserverbrauch im Labor meist deutlich besser steuern. Viele synthetische Düfte sind vegan und kommen ohne tierische Bestandteile aus – ein ethischer Vorteil für bewusste Konsument:innen.
Letztlich hängt die Umweltbilanz jedoch vom gesamten Herstellungsprozess ab – nicht allein von der Herkunft des Duftstoffes.
Preis und Haltbarkeit
Die Kosten für natürliche Duftstoffe sind hoch. Ein Kilo echtes Jasmin-Absolute kann mehrere Tausend Euro kosten. Dazu kommt: Naturstoffe sind oft weniger stabil. Sie reagieren empfindlich auf Luft, Licht und Hitze – was sich sowohl in der Flasche als auch auf der Haut bemerkbar machen kann.
Synthetische Duftstoffe sind meist günstiger in der Herstellung und deutlich haltbarer. In Verbindung mit Alkohol, dem Trägerstoff fast aller Parfums, sorgt ihre chemische Struktur für eine längere Haltbarkeit – sowohl im Flakon als auch auf der Haut.
Das bedeutet: Der Duft bleibt länger frisch, verliert nicht so schnell an Intensität und oxidiert langsamer. Besonders im Sommer oder für lange Tage ein klarer Vorteil.
Fazit
Ob natürlich oder synthetisch – Duftstoffe sind faszinierend und vielfältig. Beide Welten haben ihre Vorzüge. Natürliche Inhaltsstoffe bestechen durch Komplexität und Authentizität, synthetische Moleküle durch Innovation, Stabilität und Nachhaltigkeit.
Am Ende zählt: Was passt zu deinem Stil, deinem Hauttyp, deinem Anspruch? Wer Wert auf Natürlichkeit legt, sollte sich bewusst mit Herkunft und Verarbeitung beschäftigen. Wer sensible Haut hat, kann auf allergenarme oder parfümfreie Düfte ausweichen.
Bei L’Art Vévien glauben wir nicht an Entweder-oder. Wir glauben an Qualität, Transparenz – und an die Kraft jedes einzelnen Duftes, ein Gefühl zu transportieren.